BumsPlatte: Feinstaub

  • [authors]
    Jonas Janker
  • [tags]
    BumsPlatte
    YRRRE
    Hip Hop
    Rezension
  • [meta]
    10.02.2022

Nach dem selbstbetitelten Debütalbum „YRRRE“ kommt nun der Nachfolger „Feinstaub“.
Ganz anschaulich lässt sich dieses Phänomen vermutlich am Song „Am Pool Refill“ auf dem kürzlich erschienenem Remix Album „Pool Refill“, von Orsons-Mitglied Maeckes erklären. Zwei Minuten zweiundzwanzig Sekunden Qual, dann kommt der Yrrre-Part, mit Beatswitch und erhebt den Song. Andere auf dem Song sehen alt aus. Und genauso wird es auch anderen Alben im Vergleich mit „Feinstaub“ gehen. Unsere Erste BumsPlatte.

YRRRE wird vielen vermutlich erstmal kein Begriff sein. Zugegebenermaßen, seit dem Release des Debütalbums war es lange Zeit still. Diese Platte, damals zum Re-release mit vier Cap Kendricks-Remixen veröffentlicht, ist vier Jahre später immer noch gut. Schon 2018 konnte man ahnen, dass dieses Duo ertragreich sein könnte. Nach Touren mit Goldroger und Fatoni ist es jetzt ist es also soweit - „Feinstaub“. Musik und Textbeiträge kommen dabei von Benno Gut, Maxim Frischmann, sowie Christopher Annen, Maeckes und John on a Mission. Produziert von Cap Kendricks und YRRRE.

Dabei kommt am Ende ein erfrischendes Album raus. Sicherlich zeitgenössischer deutscher Hiphop, der nicht auf engstirnige Genregrenzen setzt.
„Glasgow“ kommt mit einer monumentalen Tiefe, andere Songs wie „Ellebogen“ und „Laufmaschen“ könnten in der Indie-Disco laufen. Um auf lange Strecke ein KraftklubSchicksal durchleben zu müssen sind die Texte zum Einen zu gut, zum Anderen der musikalische Unterboden zu raffiniert.
Im Vorlauf des Album-Releases waren die Singles „2005“ und „Netflix“ interessant. Zum einen weil sie den musikalischen Facettenreichtum der Kombination Cap Kendricks-YRRRE untermauern, zum anderen weil sie ins Ohr gehen. „2005“ klingt schlüssig nach dem Debütalbum. „Netflix“ entfaltet sich nach einiger Zeit zur Lockdown-Hymne.
Die zügellose Offenlegung eigener Schwächen zieht sich dabei durch alle Songs. Die bei YRRRE nie unangenehm im Vordergrund steht und auch die Featureparts von Annen und John on Mission stimmig ins Gesamtkonzept einfügen.
„Feinstaub“ ist textlich ungewohnt, zeitgemäß und gehen natürlich ins Ohr, ohne einen Schlagerbeigeschmack abzugeben. Die Sorgen der berauschten Millennials werden ohne anbiedernd oder aufgesetzt zu wirken ergründet:„Alles mit der Zeit, ich hoffe Google Maps rechnet die Schlangenlinien ein.“,wäre da ein Beispiel. YRRRE schreibt gute Texte, das Resultat ist ein bisschen wie bei Thomas Müller. Am Ende zappelt der Ball im Netzt und man selber überlegt noch wie er da gelandet ist. Das liegt unter anderem auch daran, das oft mitten im Lied mit der Struktur gebrochen wird, gefühlt jeder Songs anders endet, als er beginnt. Eine ganz angenehme Reise, in uniquem Sound-Gewand, auf die YRRRE da mit nimmt.